Andrej Hermlin im Gespräch mit Clemens Traub
Cicero Podcast Politik:
„Vieles erinnert mich an die DDR-Spätphase“
Der Swing-Musiker Andrej Hermlin spricht über die Israelfeindlichkeit in der Linkspartei, seine Familien-geschichte und darüber, warum ihn die Arroganz der politischen Klasse an die letzten Jahre der DDR erinnert.
Andrej Hermlin ist ein Pianist und Swing-Musiker aus Berlin. Sein Vater, der bekannte DDR-Schriftsteller Stephan Hermlin, stammte aus einer jüdischen Familie und konnte seiner Deportation 1942 in Frankreich nur knapp entkommen. Ein Glück, das seinem Großvater verwehrt blieb: David Leder wurde am 9. November 1938 in das Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht. Ein Familientrauma, das Andrej Hermlin bis heute tief prägt.
Über drei Jahrzehnte, seit den frühen 1990er Jahren, war Hermlin Mitglied der Linkspartei. Im Cicero Podcast Politik spricht der 59-Jährige über die Israelfeindlichkeit seiner ehemaligen Partei, die ihn zu seinem Austritt bewogen hat. Auch blickt Hermlin auf seine Kindheit zurück: Wie war es, als Mitglied der Kulturelite in der DDR aufzuwachsen? Wie erlebte er die Autoren Stefan Heym und Christa Wolf, die enge Freunde seines Vaters waren?
Resigniert blickt der zweifache Famlienvater auf den politischen Zustand des Landes. Auf die Arroganz der politischen Klasse, die ihn zunehmend an die Spätjahre der DDR erinnert. „Meine Frau stammt aus Kenia, wir haben dort ein Haus in einem Dorf an den Hängen des Mount Kenya. Für mich und meine Familie ist das der Plan B“, sagt Hermlin.