4. Philosophische Kosmologie

 

 

Ich meine, dass Orthodoxie der Tod der Erkenntnis ist, weil das Wachstum an Erkenntnis einzig vom Vorhanden-sein von Meinungsverschiedenheiten abhängt … Die Diskussion unter Leuten, die weitgehend einer Ansicht sind, kann kaum fruchtbar sein, auch wenn sie amüsant erscheinen mag. Hingegen kann die Diskussion zwischen zwei weit entfernten Denksystemen äußerst fruchtbar sein, selbst wenn sie manchmal extrem anstrengend und vielleicht nicht so vergnüglich ist (obwohl wir lernen sollten, uns daran zu erfreuen).

 

Karl Popper, The Myth of Framework: In Defense of Science and Rationality

 

In der Neuzeit und Moderne scheint die Gefahr der platonischen "Flucht in die Ideen" weitgehend gebannt zu sein, aber dafür wurde sie durch eine viel gefährlichere Flucht in die Ideologien ersetzt, d.h. in die luziferische und kultische Verhexung des Verstandes durch einige wenige Schlagwörter ohne kritische Selbstreflexion, ohne eine "Arbeit an den Begriffen" und jenseits der theoretischen, praktischen und poietischen Urteilskraft.

 

Zu den modernen naturalistischen und szientistischen Ideologien gehört auch die Flucht vor der natürlichen und sozialen Lebenswelt des Common Sense in die theoretischen Konstruktionen der Natur- und Sozialwissenschaf-ten: nämlich die melancholische Flucht in die dunklen Tiefen der Teilchen- und Quantenphysik, die manische Flucht in die unendlichen Weiten der Astrophysik und der Kosmologie, die autistische Flucht in die formale Logik und Mathematik, die egozentrische Flucht in die Biologie und Evolutionstheorie und die hysterische Flucht in die Sozial- und Kulturwissenschaften.

 

UWD

 


 

Was ist philosophische Kosmologie?

 

Die moderne empirische Astrophysik erforscht das schier unendliche Universum mit Hilfe der weltweit von den meisten, aber niemals von allen Wissenschaftlern akzeptierten naturwissenschaftlichen Grundannahmen, Methoden, Modellen, Theorien, Hypothesen und lehrbuchartigen Überzeugungen bzw. überprüften und akzeptierten Wissensbeständen aus den formalen Wissenschaften (Logik, Mathematik und Informatik) und aus den empirischen Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie, etc.). Haltbare Neuerungen und echte Ent-deckungen werden immer nur von solchen Naturwissenschaftlern gemacht, die den allgemein akzeptierten Bestand an lehrbuchartigen Überzeugungen bzw. überprüften und akzeptierten Wissensbeständen an einer bestimmten Stelle infrage stellen und glaubhaft überwinden können.

 

Spätestens seit Kants philosophischen Überlegungen über die apriorischen bzw. metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaften dürfen Philosophen, Theologen und Wissenschaftler annehmen, dass auch die funda-mentale Naturwissenschaft der Physik nicht rein empiristisch verstanden werden kann, so als ob es sich bloß

um eine nur Daten sammelnde und auswertende Erfahrungswissenschaft handelte. Denn auch die empirisch forschende Physik muss immer schon bestimmte Grundbegriffe voraussetzen, um ihre wissenschaftlichen Gegenstände mit Hilfe von Beobachtungen und Experimenten untersuchen zu können. Zu diesen Grundbegriffen gehören zumindest: Raum, Zeit, Energie und Materie. Umstritten ist, ob das wirklich schon alle Grundbegriffe sind, oder ob ihnen nicht die Grundbegriffe von Struktur und Information hinzugefügt werden müssen. Denn es wird angenommen, dass es natürliche Phänomene, Naturkonstanten und Naturgesetze gibt, die man nicht als Formen von Raum, Zeit, Energie und Materie verstehen oder auf sie reduzieren kann.

 

Jedenfalls können wir uns gar nicht vorstellen, was es denn überhaupt hieße, Physik bzw. Astrophysik zu treiben, physikalische Forschungen anzustellen und physikalische Modelle, Theorien und Hypothesen zu bilden, ohne diese vier oder sechs Grundbegriffe vorauszusetzen bzw. anzuwenden. An eben dieser Stelle setzt die philo-sophische Kosmologie an, ganz gleich ob sie noch wie Isaac Newton implizit oder explizit theologische Annahmen macht oder ob sie das wie Albert Einstein versucht das im Sinne eines methodischen Atheismus und Naturalismus zu vermeiden. Aber auch Einstein reagierte auf die theoretischen Herausforderungen der Quantenmechanik mit dem Satz: Gott würfelt nicht. Also konnte es auch Einstein nicht vermeiden, seine deterministische Auffassung mit einer theologischen Überzeugung zu begründen. 

 

Philosophische Kosmologie ist die philosophische Reflexion auf die physikalischen Grundannahmen, die eine

jede empirisch forschende physikalische Kosmologie immer schon machen muss, um ihre wissenschaftliche Arbeit methodisch und rational verrichten zu können. Es versteht sich von selbst, dass diese Grundannahmen davon abhängen, was man jeweils unter den Grundbegriffen der Physik, d.h. unter Raum, Zeit, Materie, Energie, Struktur, Information, etc. versteht. Andere Begriffe für weitere Phänomene bzw. Realitäten der empirischen Kosmologie, wie z.B. die physikalischen Begriffe der Gravitation, des Elektromagnetismus, der starken und schwachen Wechselwirkung und der Naturkonstanten (z.B. der Lichtgeschwindigkeit) wären dann auf diese Grundbegriffe der Physik zurückzuführen. Ob das überhaupt geht, können zeitgenössische Philosophen jedoch kaum noch beurteilen, ohne selbst versierte Physiker zu sein, da sie ohne die langjährige Erfahrung und Kenntnis des gegenwärtigen Standes der modernen Physik solche schwierigen Probleme kaum noch angemessen verstehen, diskutieren und beurteilen können.

 

 

 

 

1. Raum und Zeit

 

Es gehört seit ein paar Jahrzehnten zur zeitgenössischen naturwissenschaftlichen Allgemeinbildung, dass Albert Einstein mit seiner Allgemeinen und Speziellen Relativitätstheorie in der modernen Physik einen fundamentalen theoretischen Wandel eingeleitet hat, der zwar kaum unser alltägliches Verständnis von der raum-zeitlichen Lebenswelt verändert hat, wohl aber das allgemein akzeptierte Grundverständnis der physikalischen Kosmologie. Unsere menschliche raum-zeitlich Lebenswelt denken und erfahren wir als dreidimensional in ihren räumlichen Ausdehnungen von Höhe, Breite und Tiefe der Objekte und als irreversibel in ihrer zeitlichen Ordnung von Ver-gangenheit, Gegenwart und Zukunft. Daran hat sich trotz der weiten wissenschaftlichen Akzeptanz der einstein-schen Relativitätstheorie nichts geändert.

 

Nicht nur die Menschen, sondern auch die Pflanzen und Tiere, Maschinen und Roboter bewegen sich in diesem gemeinsamen öffentlichen Raum der messbaren dreidimensionalen Lebenswelt und unterliegen der gemein-samen öffentlichen Zeit mit ihrem messbaren irreversiblen Verlauf. Maschinen und Roboter entstehen nicht von alleine, auf eine natürliche Art und Weise, sondern werden von Menschen als künstliche und leblose Artefakte erfunden, geplant, gebaut und benutzt, bis sie durch den Gebrauch verschleißen und kaputt gehen. Falls sie

nicht mehr repariert werden können, werden sie zu sperrigen Gegenständen, die entsorgt oder recycelt werden müssen. Pflanzen und Tiere als natürliche und lebendige Lebewesen hingegen entstehen, wachsen, gedeihen

und vergehen aufgrund von natürlichen Verhaltensregularitäten und ihnen eingeschriebenen Instinkten. Nach ihrem Tod renaturieren sie sich relativ schnell von selbst.

 

Auch Menschen werden wie andere Säugetiere geboren, wachsen, gedeihen, altern und sterben aufgrund von natürlichen Verhaltensregularitäten und ihnen eingeschriebenen genetischen Programmen. Doch ihre Instinkte sind vergleichsweise schwach ausgeprägt und ermöglichen eine Sozialisation und machen eine Erziehung nötig. Aber gleichwohl renaturieren auch sie sich relativ schnell von selbst, nachdem sie gestorben sind. Doch anders

als die Menschen können die Pflanzen und Tiere nichts von diesen allgemeinen natürlichen Sachverhalten wissen, denn sie haben keine sprachlichen Begriffe, um allgemeines Wissen über sich selbst und die Welt zu erlernen. Deswegen können sie auch kein propositionales und theoretisches Verständnis von diesen Grundstrukturen der raum-zeitlichen Welt, in der sie leben, erwerben. Tiere leben (frei nach Kant) bloß in einer instinktiv erlebten Um-welt (mundus sensibilis), aber anders als Menschen leben sie nicht in einer bewusst erfahrbaren und begrifflich erfassbaren, intelligiblen Welt (mundus intelligibilis). Da es letzten Endes jedoch nur eine einheitliche Welt gibt, in der Tiere und Menschen gemeinsam leben, ist diese eine Welt in Wirklichkeit so beschaffen, wie sie die Menschen erleben und verstehen können und nicht wie sie Tiere erleben, aber nicht verstehen können. Denn Menschen können sich mit ihrer Muttersprache in ihrer raumzeitlichen Lebenswelt orientieren und sie können dabei implizit oder explizit auch die Dreidimensionalität der räumlichen Lebenswelt und die Irreversibilität der zeitlichen Ereignisse und Prozesse in der Lebenswelt kennen und verstehen lernen.

 

Die moderne Relativitätstheorie spielt im Vergleich zum gewöhnlichen Verständnis der dreidimensionalen

Lebenswelt und der irreversiblen Zeit  jedoch nur dann eine erhebliche Rolle, wenn sich von Menschen gemachte Maschinen, natürliche Festkörper oder kosmische Makroobjekte der Lichtgeschwindigkeit annähern würden. Doch bisher konnten noch keine solchen Festkörper oder kosmischen Objekte entdeckt werden, die sich mit annähernder Lichtgeschwindigkeit bewegen. Die Lichtgeschwindigkeit gilt nach der Einsteinschen Relativitäts-theorie als eine absolute und unüberschreitbare Grenze der Geschwindigkeit aller Bewegungen von materiellen Festkörpern, kosmischen Makroobjekten und kleinsten Partikeln in Raum und Zeit, sodass man die Relativitäts-theorie mit gleichem Recht als eine 'Absolutheitstheorie des Lichtes bzw. der Lichtgeschwindigkeit' bezeichnen könnte. Deswegen ist es auch nicht mit Fug und Recht zu erwarten, dass Menschen - wie in manchen Science-Fiction-Romanen oder -Filmen - jemals Flugmaschinen bauen könnten, die sich der vollen Lichtgeschwindigkeit annähern könnten, sie dann auch erreichen oder gar überbieten könnten.

 

Insofern ist Kants newtonianisch geprägte Konzeption von der Dreidimensionalität des Raumes und der Irre-versibilität der Zeit - trotz der Relativitätstheorie - nach wie vor gültig, solange wir von der gewöhnlichen Lebens-welt sprechen. Gilt das auch für Kants analytische und genealogische Konzeption von Raum und Zeit als (inter-) subjektiven Formen der menschlichen Anschauung? Bevor man diese Frage bejaht oder verneint, muss man daran erinnern, dass Kant in seinen Antinomien von Raum und Zeit auch ein objektives Verständnis von der kosmischen Ausdehnung des Universums in den Kontinuen von Raum und Zeit kennt und voraussetzt, um seine kosmologischen Antinomien der vermeintlichen Grenzen von Raum und Zeit formulieren zu können.

 

Der gemeinsame Grundgedanke von Kants Antinomien von Raum und Zeit besteht darin, dass die hypothetische Annahme eines absolut ersten Anfanges in der Zeit bzw. einer absolut äußersten Grenze des Raumes immer insofern problematisch bleibt,  als man widerspruchsfrei und insofern rational fragen kann und darf, was dann aber vor dem vermeintlich absolut ersten Anfang in der Zeit gewesen ist bzw. was sich dann aber jenseits der vermeintlich absolut äußersten Grenze des Raumes befindet. Denn wir denken uns die wirkliche Zeit im Alltag

und in den methodischen  Naturwissenschaften (anders als in manchen Mythen, Märchen und fiktiven Erzäh-lungen) gewöhnlich als eine irreversible Abfolge von relativen Zeitabschnitten t1, t2, t3, usw. auf einer linearen Achse des Vorher und Nachher im Vergleich zu einem bestimmten Zeitpunkt tx. Und wir denken uns den wirk-lichen Raum im Alltag und in den methodischen Naturwissenschaften (anders als in manchen Mythen, Märchen und fiktiven Erzählungen) gewöhnlich als ein dreidimensionales Kontinuum von relativen Raumabschnitten l1, l2, l3, usw. in einem weiter ausdehnbaren Kontinuum des Vor und Hinter im Vergleich zu einer bestimmten Grenze gx.

 

Deswegen hat unsere menschliche, alltägliche und wissenschaftliche Orientierung in Raum und Zeit immer auch mit bestimmten dynamisch veränderbaren Anhaltspunkten oder Setzungen von bestimmten Zeitpunkten auf einer potentiell unendlichen Zeitachse und von bestimmten Raumabschnitten mit Grenzen in einem potentiell unendlich ausgedehnten Kontinuum des Alls zu tun. Dabei können wir entweder von uns selbst als Subjekt mit einer subjektiven leiblichen und unumkehrbaren Links-Rechts-Orientierung ausgehen oder aber von einer entsprechend gespiegelten subjektiven Links-Rechts-Orientierung unseres begegnenden Mitmenschen neben der Orientierung anhand der beiden weiteren räumlichen Dimensionen von Vorne und Hinten sowie Oben und Unten.

 

Kant hat also aus ganz plausiblen Gründen unsere menschlichen Vorstellungen von Raum und Zeit in den Formen der Anschauung fundiert und nicht in abstrakten Begriffen. Deswegen hat er sowohl Newtons rationalistische Container-Theorie von Raum und Zeit als auch Leibniz' rationalistische Relationstheorie von Raum und Zeit verworfen. Von daher gibt es auch einen kompatiblen theoretischen Zusammenhang zwischen seiner genea-logischen bzw. transzendental-philosophischen Analyse der intersubjektiven menschlichen Vorstellungen von Raum und Zeit und seiner dialektischen Formulierung und Auflösung der Antinomien von hypothetisch gesetzten Grenzen in der potentiell unendlichen Ausdehnung von Raum und Zeit.

 

 

 

 

2. Materie und Energie

 

Obwohl es sich bei "Materie" und "Energie" seit einigen Jahrhunderten um Grundbegriffe der europäischen Naturforschung bzw. der neuzeitlichen Naturwissenschaften handelt, hat sich das begriffliche Verständnis dieser basalen Phänomene immer wieder grundlegend gewandelt. Phänomenologisch lassen sich die Begriffe ur-sprünglich auf die subjektiven Erfahrungen von der Widerständigkeit von Gegenständen, Lebewesen und Menschen und auf die Formbarkeit von bestimmten Stoffen, wie z.B. von Lehm, Ton, Holz oder Mehl, etc. zurück-führen. Dazu bedarf es eines subjektiv erfahrbaren Aufwandes von Kraft eines Menschen, der einen Stoff bearbeitet und nach seinen Vorstellungen und Zwecken formt, und der seine aufgewandten Kräfte erschöpfen kann und dann eine gewisse Erschöpfung oder Müdigkeit als einen Mangel an leiblicher Energie erlebt.

 

Materie und Energie wurden ursprünglich in den Elementen der Natur erfahren, also in Erde, Feuer, Wasser und Luft. Deren natürlicher Wandel und künstliche Formbarkeit bedurfte jedoch einer gewissen Erklärung aus Ur-sachen und Wirkungen, sodass in Europa aus den ersten Naturspekulationen der Vorsokratiker im Laufe von einigen Jahrhunderten die neuzeitlichen Naturwissenschaften hervorgegangen sind. Forscher erklärten zuneh-mend einheitlicher das beobachtbare Verhalten der natürlichen Substanzen und ihrer Eigenschaften, ihre Entstehung und ihren Verfall, die Beharrlichkeit und die Veränderungen ihrer Eigenschaften aus der Zusammen-setzung aus kleineren Elementen wie aus Molekülen und schließlich aus Atomen und noch kleineren Teilchen. Zwischen der natürlichen Erklärung der Phänomene in der alltäglichen Lebenswelt und der wissenschaftlichen Erklärung der verborgenen Ebenen und Tiefenschichten, Kräfte und Elemente, Kausalzusammenhänge und gesetzesartigen Prinzipien besteht jedoch nur ein gradueller Unterschied, der auf einen gemeinsamen natür-lichen Zusammenhang, d.h. eine Einheit der Natur, verweist.

 

Die modernen methodischen Naturwissenschaften setzen eine gewisse Einheit der Natur voraus und streben nach einem möglichst einheitlichen Verständnis der Natur trotz einer gewissen methodischen Arbeitsteilung in den topologisch und methodisch abgrenzbaren Naturwissenschaften von Physik, Chemie, Biologie, etc. Die Einheit der irdischen Natur wird nicht nur durch die raum-zeitliche Einheit der Naturgeschichte der Erde, ihrer geologischen Oberfläche und ihrer Atmosphäre konstituiert, sondern auch durch die astrophysikalische Ein-bettung der Erde in unser Sonnensystem und durch die astrophysikalische Einbettung unseres gesamten Sonnensystem in unsere Galaxie und schließlich der Einbettung unserer Galaxie in ein schier unendliches Universum unzähliger Galaxien. Die neuzeitliche Naturwissenschaft hat jedoch entdeckt, dass das ganze Uni-versum, soweit es bekannt und erforscht wird, immer und überall die gleichen gesetzesartigen Verhaltens-regularitäten aufzuweisen scheint, die man von der Neuzeit an als sog. "Naturgesetze" bezeichnet hat.

 

Es gehört seit ein paar Jahrzehnten ebenfalls zur zeitgenössischen naturwissenschaftlichen Allgemeinbildung, dass Heisenberg mit seiner Entdeckung der spezifischen Unbestimmtheit in der Quantenphysik einen theo-retischen Wandel in der modernen Physik eingeleitet hat, der das philosophische Nachdenken über die Grund-lagen und Methoden der modernen Physik herausgefordert hat. Gleichwohl hat dieser Wandel jedoch kaum das alltägliche Verständnis des gesunden Menschenverstandes von den mechanischen Gesetzen der berechenbaren und meßbaren Bewegung, der Stabilität und der antizipierbaren Verhaltensweisen von physikalischen Fest-körpern in der raum-zeitlichen Lebenswelt verändert, das die meisten Physiker, Architekten, Statiker und Ingenieure weiter erfolgreich anwenden. Verändert wurde nur das von den meisten Physikern allgemein akzeptierte Grundverständnis der physikalischen Teilchenphysik auf den Mikroebenen der Teilchenphysik und eben dort auf der Ebene der Quanten, wo nur noch statistische Vorhersagen in Bezug auf eine gewisse raum-zeitliche Streuung in der Bewegung der Quanten möglich sind, aber nicht mehr wie in der physikalischen Mechanik der materiellen Festkörper auf der Meso- und Makroebene eine relativ genaue Vorhersage der Bewegungsbahnen und der Geschwindigkeit von Festkörpern (wie z.B. in der Ballistik oder in der Astronomie)

bei hinreichender Kenntnis der meßbaren physikalischen Ausgangsbedingungen.

 

Obwohl die Quantenphysik die klassische Mechanik der Festkörper auf der Meso- und Makroebene kaum ver-ändert hat, dient sie in einigen populärwissenschaftlichen Darstellungen vielen populistischen Physikern, Psycho-logen, Journalisten und intellektuellen Scharlatanen immer wieder als fingierte Grundlage für alle möglichen spekulativen Kniffe und theoretischen Tricksereien. So musste die Quantenphysik schon als angeblicher Grund

für die Vereinbarkeit von neuro-psychologischer Determination und Willensfreiheit im Gehirn und Nervensystem herhalten oder als angeblicher Grund für die bekannten Phänomene von psychologischer Verschränkung von Beobachter und Beobachtetem in der Anthropologie und Humanpsychologie. Aber schon Kant kannte diese psychologischen Phänomene der Verschränkung (lange vor der Quantenphysik) und erwähnt in seiner Anthro-pologie in pragmatischer Hinsicht, dass sich Menschen offenkundig anders verhalten, sobald sie merken, dass sie von Anthropologen beobachtet oder untersucht werden. Das hat jedoch mit raum-zeitlichen Unbestimmtheit in der Quantenphysik nichts, aber auch gar nichts zu tun. Denn die spezifisch quantenphysikalische Verschränkung des Bewegung und Zustandsveränderung zweier oder mehrerer disparater Quantenteilchen ohne bekannte kausale Wechselwirkung hat nichts mit der psychologischen Verschränkung des menschlichen Verhaltens von Beobachtern und Beobachteten zu tun. Auf der mikrophysikalischen Ebene des miteinander verschränkten Verhaltens von Quantenteilchen gibt es nämlich keine psychischen Phänomene. Daher ist eine weltanschauliche Verallgemeinerung der nicht-klassischen Quantenphänomene im Sinne einer Ontologie oder Epistemologie wissenschaftlich nicht haltbar. Die Quantenmechanik besitzt in der modernen Physik zwar eine viel umstrittene Sonderstellung, aber diese betrifft nur die Teilchen- oder Mikrophysik, aber weder die Mesophysik der alltäglichen Lebenswelt, in der wir Menschen leben und handeln. Hier gilt nämlich immer noch die klassische Mechanik, wie Architekten, Ingenieure, Statiker und Materialphysiker wissen. Auch betrifft sie nicht die Astro-, Makrophysik oder die Astronomie oder die Komplementarität des Verständnisses des Lichtes als Welle oder als Teilchen.

 

 

Quantenmechanischer Tunneleffekt

 

 

3. Struktur und Information

 

Da es Naturkonstanten und Naturgesetze gibt, die man nicht als Formen von Raum, Zeit, Energie und Materie verstehen oder auf sie reduzieren kann, müssen wir Struktur und Information zu den Grundbegriffen der Natur-wissenschaften und der Kosmologie hinzufügen. Moderne Physiker verstehen das Licht ambivalent entweder als Teilchen bzw. materielle Partikel oder als Welle bzw. energetische Phänomene. Auch die Gravitation und der Elektromagnetismus sprengen noch nicht das naturalistische Verständnis von den vier Grundbegriffen von Raum, Zeit, Energie und Materie.

 

Anders sieht es dann aber mit den Naturgesetzen aus, sobald man sie nicht nur empiristisch und instrumenta-listisch als idealisierende und hypothetische Verallgemeinerungen versteht, sondern kritisch-rational und kritisch-realistisch als intelligible Strukturen in der Natur selbst, die zwar vom menschlichen Bewusstsein und Geist unab-hängig existieren, die jedoch mit mathematischen Begriffen entdeckt werden können und die auch von anderen extraterrestrischen intelligenten Lebewesen im Universum entdeckt und verstanden werden könnten. Hier wird man nicht mehr darum herum kommen, den den vier Grundbegriffen von Raum, Zeit, Energie und Materie, dann noch die Grundbegriffe von intelligibler Struktur und impliziter Information hinzuzufügen.

 

Dies gilt erst recht, wenn man dann noch das intelligente Leben im Universum zu verstehen versucht, das auf manchen erdähnlichen Planeten in den habitablen Zonen von relativ stabilen Sonnensystemen entstanden ist. Biologen und Genetiker wissen, dass es keine lebendigen Organismen bzw. Lebewesen gibt, deren fundamentale Elemente, wie einzelne Zellen und Zellverbände nicht genetische Informationen in ihrer DNA enthalten, die der zielgerichteten Steuerung von Wachstum und Entwicklung von Zellen und Zellverbänden, Organen und Organis-men dienen. Struktur und Information müssen demzufolge als weitere Grundbegriffe der Naturwissenschaften verstanden werden, da sie nicht auf die vier Grundbegriffe von Raum, Zeit, Energie und Materie zurückgeführt werden können. Diese simple Tatsache sprengt die alte materialistische Interpretation der Naturwissenschaften aus dem 19. Jahrhundert und führt zumindest zu einer erweiterten naturalistischen Deutung.

 

Die Hoffnung mancher Naturwissenschaftler, dass die nur allzu verständliche Hinzunahme von Struktur und Information dann notwendig auch schon zu einer idealistischen, panpsychistischen oder theistischen Deutung der Naturwissenschaften führen müsse, scheint mir jedoch nicht mit guten Argumenten begründet zu sein. Das klingt immer noch allzu sehr nach spekulativem Wunschdenken. Aus dem notwendigen Übergang von einem engeren materialistischen zu einem weiteren naturalistischen Selbstverständnis der modernen Naturwissen-schaften folgt weder, dass alles oder auch nur der ursprüngliche Anfang des Universums (Alpha) geistiger Natur bzw. informativer Struktur sei (Idealismus) noch dass das ganze Universum bis in seine Anfänge hinein von geistiger Information, Bewusstsein oder Psychischem durchzogen sei (Panpsychismus) noch, dass damit die notwendige Existenz eines personalen intelligenten Schöpfergottes endgültig bewiesen sei (Theismus).

 

Dennoch gibt die ursprüngliche Entstehung von Leben auf der Erde und mutmaßlich auf anderen, noch nicht entdeckten erdähnlichen Planeten in den habitablen Zonen von fremden Sonnensystemen Rätsel auf, die jedenfalls nicht mehr durch die darwinsche Evolutionstheorie erklärt werden können. Denn Darwins veraltete Evolutionstheorie setzt bereits die Existenz von Lebewesen voraus und kann die ursprüngliche Entstehung von organischen Lebewesen aus ersten sich selbst reproduzierenden Einzellern nicht erklären. Als Darwin seine noch etwas grobschlächtige Theorie der Entwicklung von Arten entworfen hatte, wussten Biologen weder etwas von Molekularbiologie und der ungeheuren Komplexität von Zellen noch von Genetik und der intuitiv unfassbaren Komplexität der Informationen, die in der DNA gespeichert sind, noch von der ökologischen Evolution von ganzen mehr oder weniger isolierten Populationen. Erst die moderne synthetische Biologie versucht diese verschiedenen Theorien zusammenzuführen.

 

Aber ob und wie organisches, sich selbst reproduzierendes Lebendiges aus anorganischen Portionen von Materie und Energie entstanden sein könnte, das wissen zeitgenössische Biologen bis heute nicht. Obwohl Kreationisten alle denselben hermeneutischen Fehler begehen, aufgrund eines allzu buchstabengläubigen Missverständnisses den biblischen Schöpfungsmythos als eine alternative, rivalisierende wissenschaftliche Theorie zu verstehen, und obwohl die Anhänger des Intelligent Design zu schnell einen personalen Lückenbüßer-Gott als Designer und Schöpfer des Lebens postulieren, muss es erlaubt sein, über einen nicht-materiellen und intelligenten Ursprung des Lebens nachzudenken, weil die in der DNA von allen Zellen enthaltenen Informationen viel zu komplex sind, um einfach nur durch kosmische Zufälle und durch naturgesetzliche Notwendigkeit (Jacques Monod) von selbst entstanden sein zu können. Als spekulatives Modell für weitere wissenschaftliche Hypothesen und Forschungen könnte Christen anstelle des biblischen Schöpfungsmythos im Buch Genesis (1. Mose) viel besser der Anfang des Johannesevangeliums dienen: "Im Anfang war der Logos und der Logos war bei Gott und Gott war der Logos."

 

Der implizite Materialismus und der dogmatische Naturalismus als vermeintlich wissenschaftliche Weltan-schauung ist jedoch auch schon aus wissenschaftlicher und philosophischer Sicht (auch ohne religiöse Voraus-setzungen) an seine Grenzen gestoßen und der militante Atheismus mancher darwinistischer Ideologen, wie Richard Dawkins, ist aggressive Wissenschaftspolitik und ein Kampf um die gefährdete naturalistische Weltan-schauung und um riesige Summen von Forschungsgeldern, aber keine seriöse Wissenschaft mehr, die mit einem offenen Geist (open mind) gemeinsam ergebnisoffen nach der Wahrheit sucht, und dafür auch liebgewordene naturalistische Dogmen von wahrheitsliebenden Außenseitern infrage stellen lassen sollte.

 

 

4. Gibt es ein evidentes Axiom der philosophischen Kosmologie?

 

Wenn es ein evidentes und kaum sinnvoll rational bezweifelbares apriorisches Axiom oder metaphysisches Prinzip der philosophischen Kosmologie gibt, das auch empirisch forschende Astrophysiker voraussetzen müssen bzw. sollten, dann ist es das Prinzip: Ex nihilo nihil fit, d.h. aus nichts wird nichts. Die leibniz'sche Frage: Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts? ist eine Grundfrage der Metaphysik bzw. der philosophischen Kosmo-logie.

 

Die Frage ist durchaus sinnvoll und verständlich. Es handelt sich nicht um ein sog. Scheinproblem (Rudolf Carnap). Eine Frage ist keine Scheinfrage nur deswegen, weil sie gar nicht oder nur kontrovers beantwortet werden kann. Auch das metaphysische Prinzip: Ex nihilo nihil fit, d.h. aus nichts wird nichts, ist durchaus sinnvoll und verständlich. Dieses Prinzip ist apriorisch, weil kein sterblicher Mensch mit seinem raum-zeitlich begrenzten Verstand und noch nicht einmal eine viele Generationen übergreifende Forschergemeinde das gesamte raum-zeitliche Universum und insbesondere seine raum-zeitlichen Anfänge daraufhin empirisch erforschen könnten, ob es empirisch zutreffend ist. Das könnte nur ein allwissender und allmächtiger Gott.

 

Das metaphysische Prinzip Ex nihilo nihil fit ist ein echtes Axiom der apriorischen Vernunft und keine bloß induktive Verallgemeinerung des empirischen Verstandes. Es ist streng allgemeingültig und strikt notwendig, 

weil wir uns dazu keine einzige Ausnahme oder auch nur eine kontingente Abweichung vorstellen oder denken können. Das macht es fast so evident oder gewiss wie sonst nur Tautologien (x=x bzw. p>p) oder logische Widersprüche [~(x = ~x) bzw. ~(p & ~p)] sein können. Tautologien sind jedoch analytische Sätze bzw. Urteile, die logisch notwendig wahr sind, alleine aufgrund der darin verwendeten Zeichen bzw. Begriffe. Und logische Widersprüche sind analytische Sätze bzw. Urteile, die logisch notwendig falsch sind, alleine aufgrund der darin verwendeten Zeichen bzw. Begriffe.

 

In diesem Sinn ist das metaphysische Prinzip: Ex nihilo nihil fit, d.h. aus nichts wird nichts, keine Tautologie und folglich kein logisch wahrer Satz bzw. kein logisch wahres Urteil. Es handelt sich um ein echtes synthetisch-apriorisches Prinzip der Metaphysik bzw. ein evidentes Axiom der philosophischen Kosmologie. Das bedeutet, dass es kein bloß formal-logisches Denkgesetz ist, das besagt, wie man rational denken muss, wenn man widerspruchsfrei denken und logisch korrekt schließen will. Deswegen handelt es sich um ein metaphysisches Seinsgesetz, das apriori sagt, wie sich die Dinge in der Wirklichkeit notwendigerweise verhalten.

 

Wir sind also zweifelsohne berechtigt im philosophischen Nachdenken über das Universum und die irdische Natur das metaphysische Prinzip Ex nihilo nihil fit, d.h. aus nichts wird nichts anzunehmen und für wahr und evident zu halten. Wenn wir im philosophischen Denken das Axiom Ex nihilo nihil fit, d.h. aus nichts wird nichts, voraussetzen, dann kann es nicht sein, wie der berühmte und populäre Physiker Stephen Hawking meinte, dass das ganze Universum von selbst grundlos aus dem Nichts entstanden ist. Das macht dann keinen Sinn mehr, sondern ist vielmehr bloßer Unsinn. Denn wir können uns weder klar vorstellen noch widerspruchsfrei denken, wie so etwas möglich sein sollte.

 

Kein rationaler Geologe würde jemals vermuten, dass ein ganzes Gebirge ohne Grund bzw. ohne Ursache (aus einem Nichts) entstanden oder wieder verschwunden sein könnte. Kein rationaler Biologe würde jemals vermuten, dass eine bestimmte Art von Sauriern ohne Grund bzw. ohne Ursache (aus einem Nichts) entstanden oder wieder ausgestorben sein könnte. Kein rationaler Anthropologe würde jemals vermuten, dass eine be-stimmte Art von Primaten oder von Frühmenschen ohne Grund bzw. ohne Ursache (aus einem Nichts) entstanden oder wieder ausgestorben sein könnte. Immer wenden rational denkende und methodisch forschende Wissen-schaftler das allgemeine rationale Prinzip an, dass alles, was geschieht aus einem bestimmten Grund bzw. auf-grund einer bestimmten Ursache (genauer: aus einer Reihe von einzeln notwendigen und zusammen hinreichen-den Bedingungen) geschieht, d.h. aber dass nichts ohne Grund bzw. ohne Ursache aus einem bloßen Nichts heraus entstanden sein kann. Nur, wenn es um den ursprünglichen Anfang des Universums geht, soll jemand dieses Grundprinzip aller rational denkenden und methodisch forschenden Wissenschaft plötzlich aufgeben?

 

Deswegen haben wir rational betrachtet nur zwei grundsätzliche Denkmöglichkeiten, die wir sinnvoll annehmen und denken können: Entweder existierte das Universum immer schon und hat auch in seiner schier unendlichen raum-zeitlichen Ausdehnung einen ewigen Bestand, oder es gibt einen ewigen und allmächtigen Urgrund oder Gott als ein an sich notwendiges Wesen, der der absolute Urheber, Erste Beweger oder selbst ungeschöpfte Schöpfer des ganzen raum-zeitlichen Universums ist. Beide philosophischen Denkmöglichkeiten schließen jedoch eindeutig eine grundlose Entstehung oder eine Schöpfung aus dem bloßen Nichts aus. Das ganze raum-zeitliche Universum kann jedenfalls nicht völlig grundlos und jenseits von einzeln notwendigen und zusammen hinreichen-den Bedingungen aus einem bloßen Nichts entstanden sein.

 

Die erste philosophisch-kosmologische Denkmöglichkeit eines ewigen Universums steht jedoch im offensicht-lichen Widerspruch zur weithin verbreiteten Urknall-Hypothese der zeitgenössischen Astrophysik. Denn dieser

auf Beobachtungen und Berechnungen basierenden Hypothese zufolge, soll es sich wirklich um den ursprüng-lichen Anfang des Universums handeln. Zuvor soll es dieser Hypothese zufolge rein gar nichts gegeben haben. Das aber würde bedeuten, dass etwas aus nichts entstanden wäre, was weder widerspruchfrei denkbar noch sinnvoll vorstellbar ist. Denn wie soll denn auch ein kleinstes energiegeladenes Materieteilchen ohne Grund bzw. ohne Ursache aus einem Nichts hervorgegangen sein? Und wie soll es denn möglich sein, dass dieses kleinste Materieteilchen so viel Energie und Materie freisetzen kann, dass aus ihm ein ganzes, sich raum-zeitlich aus-dehnendes Universum hervorgehen kann? Und ab wann (ab welchem Zeitpunkt?) soll dieses kleinste Materie-teilchen wo (an welchem Ort?) entstanden sein, wenn es vorher, also vor dem sog. Urknall, doch angeblich noch gar keine Zeit und noch gar keinen Raum gegeben haben soll? Das ergibt wenig Sinn.

 

Die Annnahme eines ewigen Universums wird in jüngster Zeit wieder von einigen Physikern und Kosmologen erwogen. Deren empirisch-mathematisch fundierten Überlegungen stellen das zeitgenössische hypothetische Urknall-Modell (Big-Bang-Modell) in Frage und ersetzen es durch das sog. Big-Bounce-Modell, demzufolge es vor der angeblichen Singularität eines kleinsten Materieteilchens am Anfang unseres Universums vor seiner raum-zeitlichen Ausdehnung es ein anderes Universum gegeben haben könnte, das nach seiner raumzeitlichen Über-dehnung zu dieser Singularität hin geschrumpft sein könnte. Es bleibt natürlich eine gewagte Spekulation, ob es diesem Vorgänger-Universum nicht ebenso gegangen sein könnte und es weitere Vorgänger geben ad infinitum gegeben haben könnte. Physiker sind in der Gegenwart spekulativer als Philosophen, die seit Kant gerne ange-sichts solcher spekulativer Denkmöglichkeiten die Unerkennbarkeit akzeptieren, weil es sich anders als bei un-serem gewöhnlichen alltäglichen Wissen über die gemeinsame raumzeitliche Lebenswelt der Meso- und Makro-objekte kaum noch rational entscheiden lässt, welche spekulativen Modelle und empirisch-rationalen Hypothesen die Wirklichkeit vergleichsweise am besten beschreiben und erklären.

 

Die zweite philosophisch-kosmologische Option eines ewigen und zeitlosen allmächtigen Gottes, der der absolute Urheber, Erste Beweger oder intelligente Schöpfer des ganzen raumzeitlichen Universums ist, steht nicht grund-sätzlich im Widerspruch zur weithin verbreiteten Urknall-Hypothese der zeitgenössischen Astrophysik, sondern nur im offensichtlichen Widerspruch zu einer atheistischen Deutung der Urknall-Hypothese der zeitgenössischen Astrophysik. Denn zumindest denkmöglich bleibt, dass das ganze Universum zwar einen ursprünglichen, raum-zeitlichen Anfang hatte und sich seither raumzeitlich ausdehnt, aber, dass dieser ursprüngliche raumzeitliche Anfang von einem ewigen und allmächtigen Gott als einem intelligenten Wesen initiiert wurde. Diese zweite philosophisch-kosmologische Option führt dann aber zu einer philosophischen Theologie bzw. Gotteslehre.

 



 

NOUR Foundation 2014: The Origins of the Universe: Why is There Something Rather than Nothing?

 

Great mysteries still surround the origins and existence of the universe. Physicist Neil Turok, philosopher of physics David Albert, and writer and philosopher Jim Holt discuss with host Steve Paulson the most basic existential question of all: Why are we here? New York Academy of Sciences Tuesday, October 14, 2014

 



 

Im folgenden Beitrag erklärt der populäre Physiker und narrative Wissenschaftsjournalist Prof. Dr. Harald Lesch ganz begeistert und begeisternd die Grundlagen der Quantenmechanik und ihre vermeintliche Relevanz für die sog. Big-Bang-Theorie mit ihrem äußerst spekulativen Narrativ von der angeblichen Entstehung des ganzen raum-zeitlichen Universums aus einer einzigen und winzigen mikrophysikalischen Singularität, die er quantenphysikalisch interpretiert.

 

Damit erklärt er jedoch etwas für den gesunden Menschenverstand höchst Unwahrscheinliches und Unvorstellbares (ex nihilo nihil fit), nämlich die angebliche spontane Entstehung des ganzen raum-zeitlichen Universums aus einem kleinsten Elementarteilchen, das noch viel kleiner als ein Atom, ein Proton oder ein Elektron sein soll, durch etwas noch viel Unver-ständlicheres und Unvorstellbareres, nämlich einer minimalen Quantenbewegung. Damit verstößt er jedoch gegen das bekannte und bewährte methodische Prinzip der Naturwissenschaften, dass das Erklärende (Explanans) nicht noch unverständlicher und unerklärbarer sein darf als das zu Erklärende (Explanandum).

 

Das grenzt daher an okkultistischen Hokus-Pokus und an enthusiastische Geisterseherei. Nur wagt kaum noch jemand diese hoch spekulativen Narrative in Frage zu stellen, weil die moderne Kaste der Naturwissenschaftler heute so viel Autorität genießt und so viel Macht hat, wie im Mittelalter die Kleriker der katholischen Kirche. Kritische Nachfragen

sind selten und normalerweise unerwünscht. Und obwohl moderne Physiker es im 20. Jahrhundert geschafft haben,

der Menschheit mit der schrecklichen Atombombe die technischen Mittel an die Hand zu geben, sich selbst und mit ihr alles Leben auf der Erde auszulöschen, glauben sehr viele Menschen immer noch allzu gerne, was und moderne Physiker ihnen mit ihren schlauen Narrativen und wilden Spekulationen weismachen wollen.

 

Bevor wahnsinnige Politiker oder fanatische Terroristen uns mit ihren modernen Atomwaffen in die Luft jagen und im Hitzetod von Atomexplosionen verstrahlen, halten wir uns an die Lebenswelt und an das, was vor Augen liegt, und

retten wir die Phänomene und den gesunden Menschenverstand!

 

#I don't want to get nuked!

 



 

Dieter Radaj, Philosophische Grundbegriffe der Naturwissenschaften

 

Grundbegriffe verbinden das naturwissenschaftliche mit dem philosophischen Denken. Sie vermitteln geistige Vorstellungen, die über die sinnliche Anschauung hinausgehen. Sie ermöglichen das abstrakte Denken, das in den Naturwissenschaften zu den mathematischen Theorien hinführt, während in der Naturphilosophie die sprachliche Ebene nicht verlassen wird. Daneben steht die alltagssprachliche Bedeutung der Begriffe.

 

Das Buch thematisiert die komplementären Grundbegriffe Sein und Werden, Raum und Zeit, Kausalität und Wechsel-wirkung, Zufall und Notwendigkeit; außerdem werden die Naturgesetze in Physik und Biologie sowie die höheren Determinationsformen des Lebendigen behandelt. Dies geschieht auf Basis einer zeitgemäßen Ontologie. Schwer-punkte sind die Konzepte der neuzeitlichen Physik, die Prinzipien der Evolutionsbiologie nebst Molekulargenetik

sowie die Evolution des Kosmos in Raum und Zeit.

 

Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 2017

 



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Martin Bojowald, Der Ursprung des Alls
SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · Mai 2009
Bojowald, Der Ursprung des Alls 2009.pdf
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